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Chronik

Bild: unbekannt

Semd erhielt seinen Namen von dem Bach Seminaha, der durch das Dorf fließt und heute Semme heißt. Das Wort Seminaha kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet soviel wie "Binse" oder "Riedgras".

Bis 1521 war der katholische Glaube der allein herrschende, daher bildete Semd keine selbständige Pfarrei, sondern ein katholischer Kaplan von Umstadt predigte am Sonntag in der Kirche. Pfingsten 1547 wurde dann die Reformation in der Cent Umstadt eingeführt. Doch auch dann predigte weiterhin ein Pfarrer von Umstadt.

Anscheinend waren auch schon damals die "Semmer" ein besonderes Völkchen, denn aus alten Dokumenten dieser Zeit ist zu erfahren, daß die Kirche sich manchmal über unchristliche Auswüchse bei Hochzeitsfeiern beklagte, und einmal sogar das Abholen des Pfarrers verweigert wurde.

In der Gemeinde gab es im 16. Jahrhundert lutherische und reformierte Christen: Wie der Glaube des Landesherrn, so der Glaube der Untertanen. Ein reformierter Pfarrer von Groß-Zimmern betreute die kleine, reformierte Gemeinde Semd, eine Verbindung, die zwar Unterbrechungen aufwies, aber bis 1704 bestand. Dann wurde die reformierte Gemeinde Semd wieder Umstadt zugeteilt.

Im Lauf des 30jährigen Krieges wurde Semd, und damit auch das Kirchlein in einen Schutthaufen verwandelt, doch am Ende dieses langen und fürchterlichen Krieges kehrten zwei Männer mit Namen Menges und Mohrhard in ihr Heimatdorf zurück und wagten einen Neubeginn. Beim Anblick von nistenden Tauben fiel ihnen Math. 6 Vers 26 ein:

"Sehet die Vögel unter dem Himmel ! Sie säen nicht, sie ernten nicht. Sie sammeln nicht in die Scheunen, und unser himmlischer Vater ernähret sie doch." Dieses Wort gab ihnen Mut in ihrer Trostlosigkeit. Zusammen mit Rück- und Zuwanderern begannen sie den Wideraufbau.

Im Jahre 1702 ereignete sich ein fürchterliches Hagel-Unwetter, das großen Schaden anrichtete. Ein Gedenktag, der Kisseltag, wurde bis in die jüngste Zeit hinein, am 1. Dienstag nach Jacobi, begangen.

Die Bewohner dachten auch daran, wieder eine Kirche zu bauen. Nach einem Bericht vom 14. November 1778 hat die Superintendentur Darmstadt der Pfarrei Umstadt einen Geldbetrag geschenkt mit der Bedingung: "Für die Reparatur und Erweiterung der Kirche in Semd." Daher müssen wir annehmen, daß ursprünglich kein Neubau der Kirche in Semd beabsichtigt war.

Doch im Jahr 1792, so geht es aus einer Urkunde hervor, wurde eine neue Kirche gebaut, wahrscheinlich an der Stelle der vorher erwähnten alten Kirche.

Zur Erinnerung an die furchtbare Zeit des 30-jährigen Krieges wurde ein steinernes Kreuz, das man bei Klein-Zimmern fand, im Turm eingemauert. Dies ist heute noch im Eingang der Kirche zu sehen.

Die Kirche in Semd ist eine Saalkirche, die 500 Personen Platz bietet. (Hier ein Blick in die Kirche.) 

Auf dem quadratisch angelegten Turm, dessen Haube etwas klein erscheint im Vergleich zum Gebäude, befindet sich ein ausgeschmücktes Kreuz und ein Wetterhahn.

1867 gab es in Semd auch Versuche, eine eigene Pfarrei zu bilden. Das gelang aber, aus konfessionellen und finanziellen Gründen, nicht.

Am 18. April 1875 wurde der Friedhof bei der Kirche geschlossen. Ein neuer wurde am Ortsausgang nach Dieburg eingeweiht. Der Friedhof, der heute verwendet wird, entstand um 1911.

1892 konnte Semd das 100-jährige Jubiläum seiner Kirche festlich begehen. Für diese Feier war die Kirche renoviert worden, außen und innen.

Im Juli 1917 (1. Weltkrieg), mußte die evangelische Kirchengemeinde eine ihrer Glocken abliefern.

Am 2. März 1919 wurden zwei Kirchenfenster erneuert. Dies war eine Stiftung zweier Semder Familien (Eck und Sorg) zum Gedächtnis ihrer gefallenen Söhne.

Für die Opfer des 1. Weltkrieges wurde 1924 ein Denkmal bei der Kirche errichtet. 1926 wurde das Geläut und der Glockenstuhl erneuert. Am 9. November 1926 wurden die neuen Glocken eingeholt und am 14. November geweiht.

Im Jahre 1934 konnte eine Renovierung der Kirche durchgeführt werden. Unter anderem wurde an Stelle von zwei oftmals rauchenden Öfen eine unterirdische Heizungsanlage gebaut.

Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges mußten wieder Glocken abgeliefert werden. Die Kirchengemeinde besaß damals fünf Glocken, drei des 1926 angeschafften Geläutes und zwei alte Glocken, die unter Denkmalschutz standen. Nur die kleinste Glocke durfte bleiben und wurde im Glockenstuhl aufgehängt. Am 15. August 1947 traf eine der Semder Glocken, die auf dem sogenannten Glockenfriedhof in Altona gefunden worden war, wieder in Semd ein. Da sie aber gesprungen und damit nicht läutefähig war, erhielt sie wieder ihren alten Platz im Haupteingang der Kirche.

Ein neues Geläute wurde vorbereitet. Am 24. April 1952 konnten die Glocken abgeholt und am 27. April eingeweiht werden.

Katholische Flüchtlinge, die nach dem Krieg nach Semd gekommen waren, wurden von Habitzheim aus betreut. Auch heute noch stehen der katholischen Gemeinde Kirche und Gemeindehaus für Gottesdienste zur Verfügung.

Am 15. September 1957 wurde Semd mit Habitzheim zu einer Pfarrei vereinigt. Am 1. Juli 1961 ist es amtlich: es gibt eine Pfarrei Habitzheim-Semd. Geschichtlich gewachsene Bindungen zwischen der kleineren evangelischen Gemeinde Habitzheim und der weitaus größeren evangelischen Gemeinde Semd bestanden nicht. Beide Gemeinden hatten in der Vergangenheit wenig Berührungspunkte.

Im Jahre 1963 erfolgte nochmals eine Renovierung der Kirche. Damit konnten zahlreiche Verbesserungen erreicht werden. Nun können Heizung, Beleuchtung, Turmuhr, Orgelluftzufuhr und Geläute elektrisch betrieben werden.

Im Oktober 1971 erfolgte die Grundsteinlegung für das ev. Gemeindehaus in Semd, das im Jahre darauf eingeweiht werden konnte. Es ist inzwischen zum Zentrum eines aktiven Gemeindelebens geworden. Hier ist Leben der Kirchengemeinde in vielen Formen zu beobachten.

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