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Die "Semmer Kersch"

Die evangelische Kirche in Semd wurde 1793 aus rotem Sandstein im barocken Stil erbaut.


Sie bietet Platz für ca. 500 Personen. Die Kirche wurde 1997 innen im ursprünglichen Stil restauriert.


Sehr ungewöhnlich ist der Altarrahmen. Er ist ein Schmuckstück im Stil der Barockzeit. Das hölzernes Gitter als Einfassung symbolisiert den Zaun des Paradiesgartens.

Dazu passen auch die vielen Engelsköpfe, die man aber erst auf den zweiten Blick im großen Kirchenraum an den Emporen, am achteckigen Korpus der Kanzel, an der Orgel, an einem Stuhl und an den Eingangstüren entdecken kann.

Die alte wertvolle Bibel wurde 1793 von einer Groß-Zimmerner Familie - die Ehefrau war ehemalige Semderin - gespendet. Die neue Bibel ist ein Geschenk Frauenhilfe.

Warum sich der Johanniterstern in der Kirche befindet, ist leider nicht bekannt. Seine acht Strahlen weisen auf die acht Seligpreisungen hin.
Auffallend ist die schöne Orgel mit Stilelementen des Rokoko. (Bilder rechts bzw. unten) Von dem 1731 angeschafften Instrument des Kantors Henrici aus Butzbach, das zunächst nur ein Manual besaß, sind noch Prospekt und Gehäuse, die Manuallade und die Register Gedackt 8‘ und Flöte 4‘ aus Holz vorhanden.
Von dem 1790 durch Konrad Zahn aus Groß-Ostheim eingebauten Pedal existieren noch die beiden Prospektteile rechts und links vom Manualgehäuse, die Pedalladen und die Register Subbass 16‘ und Trompetenbass 8‘. Solche Zungenregister sind eine besondere Seltenheit.
Außerdem wurde die Orgel um ein zweites Manual erweitert.
Die Orgel ist historisch bedeutend, denn von beiden Orgelbauern ist in unserem Kirchengebiet sonst keine Arbeit überliefert.
1873 wurde sie sehr fehlerhaft repariert und dabei nach Meinung von Fachkreisen "verschandelt".
1965 wurde sie dann wieder in Stand gesetzt und das Pedal wurde noch einmal erweitert.

Auch die Kanzel ist noch aus der Erbauerzeit. Sie ist aus Eichenholz, mit Nussbaumeinlagen poliert, hat einen achteckigen Corpus, der Rahmen mit Engelsköpfen und in den Feldern eingelegte Figuren.
Die Schalldeckelbekrönung bilden ausgesägte Voluten mit Weltapfel und Blüten.
Die Holztüren mit klassizistischen Füllungen stammen noch aus der Erbauungszeit.

Zwei der Fenster in der Kirche wurden 1919 erneuert. Sie waren eine Spende zweier Semder Familien zum Andenken an ihre gefallenen Söhne und einer verstorbenen Tochter. Der abgebildete Lindwurm oder Drache sind Zeichen des Bösen, St. Georg ist der Drachentöter.

Texte auf dem rechten Fenster:

Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Der Tod ist verschlungen in den Sieg:
Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?
1. Cor. 15,55

Zum besonderen Gedächtnis des Adam Sorg, gefallen 10. Nov. 1917, gewidmet seinen Eltern Joh. Sorg III. und Frau Katharina, geb. Sauerwein, zugl. gest. zum Gedächtnis ihrer Tochter Käthchen, gest. 18. Febr. 1914

(Bild des zweiten Fensters siehe rechts bzw. unten)

Im Eingang, der sich im Turm befindet, wurde ein steinernes Kreuz eingemauert, das bei Klein-Zimmern gefunden wurde - zur Erinnerung an die furchtbare Zeit des 30jährigen Krieges.
Die Glocke wurde aufgestellt, weil sie schadhaft war. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges mussten Glocken abgegeben werden, aber zum Glück wurde diese auf dem Altonaer Glockenfriedhof wieder gefunden und zurück gebracht.
Ein beschrifteter Ziegel mit der Inschrift "Sembd anno 1792 baueten wir diese Kirche" ist im Eingang eingemauert.
Die Semder Kirche wurde 1791 bis 1793 auf dem Platz einer Vorgängerkirche erbaut, die im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt worden war. Auch der Turm war damals in Mitleidenschaft gezogen, so dass 1715 auf das Mittelschiff ein Glockenstuhl für eine Glocke aufgesetzt wurde.
Schon wenige Jahrzehnte später war die Kirche wegen Einsturzgefahr nicht mehr benutzbar. Es wurde ein Neubau notwendig.
Der alte Turm blieb jedoch stehen und wurde in den Bau mit einbezogen.
Heute wirkt der Turm, obwohl viergeschossig, gegenüber dem Kirchenschiff auffallend klein geraten. Er ragt kaum über den Dachfirst hinaus.
Vor der Kirche wurden zwei Kulturdenkmale errichtet:
  • ein Obelisk zur Erinnerung an die Gefallenen von 1870/71 (links)
     
  • ein Granitsarkophag mit liegendem Löwen, der 1924 für die Opfer des 1. Weltkrieges errichtet wurde.
    Leider ist die Schrift nicht mehr lesbar.

Erste kleine Kirche in Semd

Anfang 16.Jahrhundert

Weitgehende Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, anschl. notdürftiger Wiederaufbau

1618-1648

Dachreiter für eine Glocke wird aufgesetzt

1715

Kirche wird als einsturzgefährdet und für die Gemeinde zu klein bezeichnet

1774

Abbruch bis auf den Turm

1791

Neubau; gemeinsame Nutzung durch lutherische und reformierte Gemeinde

1792 - 1793

Neugestaltung zweier Kirchenfenster durch Prof. Otto Linnemann

1919

Gründliche Renovierung

1934

Innenrenovierung;
Wiederherstellung des ursprünglichen Stils

1997


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